Roland Reber

Regisseur, Autor, Schauspieler

Roland Reber (* 11.08.1954 in Ludwigshafen, † 11.09.2022 in Unterdießen) war Zeit seines Lebens Schriftsteller,  Schauspieler und Regisseur, ein Rebell, Träumer und Phantast.

Reber begann schon in jungen Jahren mit dem Schreiben von Gedichten, Essays und Theaterstücken. Nach der Schauspielschule Bochum 1976 spielte und inszenierte er u. a. in Bochum, Essen, Düsseldorf und Zürich. 1980 gründete er mit dem Theaterpathologischen Institut ein eigenes Ensemble, aus dem später das Theater Institut (TI) und das Welt Theater Projekt (WTP) hervorgingen(in Zusammenarbeit mit der deutschen, russischen, karibischen und mexikanischen UNESCO-Kommission im Rahmen der Weltdekade für kulturelle Entwicklung der Vereinten Nationen). Das Ensemble des Welt-Theater-Projektes setzte sich aus Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Länder wie Jamaika, Deutschland und Indien zusammen, die im jeweiligen Land die Theaterstücke gemeinsam mir Reber entwickelten und aufführten – Theater als Dialog. Ob als Gedicht, Kurzgeschichte, Theaterstück oder Film, seine Texte waren für Reber immer ein Dialog mit dem Publikum.

Um die Jahrtausendwende widmete sich Reber wieder ganz dem Film, es entstand die Künstlergemeinschaft wtp-kollektiv, ein dynamisches Team, das gemeinschaftlich Projekte gestaltet und inzwischen aus der Filmproduktion wtp international GmbH und dem wtp-verlag besteht – stets unabhängig, um die kreative Freiheit zu wahren.

Mit seinen Spielfilmen im Gepäck reiste Reber weiterhin um den Globus zu zahlreichen internationalen Filmfestivals, Publikumsgesprächen und Workshops, um über die Filme und seine Art des gemeinschaftlichen, unabhängigen Filmemachens zu diskutieren. Für seine Regie erhielt er sechs internationale Auszeichnungen. Als Stammgast bei den Hofer Filmtagen sprach Reber regelmäßig und leidenschaftlich mit dem Hofer Publikum, selbst als er nach einem Schlaganfall 2015 schon im Rollstuhl saß. Anlässlich seines Todes widmeten die Hofer Filmtage 2022 diesem »Ausnahmekünstler« und »Lebens-Rebell« die Hommage Roland Reber & wtp-kollektiv.

Die Veröffentlichung seiner letzten Werke wird er nicht mehr erleben, Reber starb 2022 einen Tag vor Drucklegung seines multimedialen Buches psst …  Gedichte . Gedanken . Geschichten, seinem persönlichsten Werk, einer Art Quintessenz seines künstlerischen Schaffens.

Seine Worte und Ideen leben weiter.

»Der Narr stirbt, wer hätte es gedacht,

in einer tränenreichen Nacht.«

(Roland Reber, Ludwigshafen, 30.5.1975)

Über das Schreiben

Das Jonglieren und Orchestrieren von Worten waren Rebers größte Leidenschaft.
Trotz Ausbildung an der Schauspielschule Bochum (1976-78) und vielen Bühnenauftritten – von Kleinkunstkellern und Kabarett-Bühnen über Open-Air-Vorstellungen am Neumarkt in Zürich, von den Bühnen der Schauspielhäuser Bochum, Essen und Düsseldorf über das Opernhaus Duisburg bis hin zum Theaterpathologischen Institut in Hattingen und Lünen und den internationalen Bühnen des Welt Theater Projektes -, sah er sich mehr als Schriftsteller und Regisseur denn als Schauspieler. Wobei die Regie letztendlich nur eine Weiterführung des Schreibens ist – die Inszenierung von Worten.
Worte waren für Reber die Tür zu anderen Menschen, zu anderen Perspektiven, zu anderen Welten.
Unabhängig sein, frei – frei von Reglementierungen durch andere, frei für seine Ideen – und selbstbestimmt wollte er sein. Er wollte einfach er selbst sein, kein Schreiner wie sein Vater, kein Krankenpfleger, auch wenn er eine 2-jährige Ausbildung zur Pflegefachkraft machte. Er wollte nur schreiben.
Er wollte all das, was man ihm in sein Hirn reingeschrieben hatte, wieder rausschrei(b)en. Das Erzählen und das Erleben – das Erlebte erzählen und das Erzählte erleben – Worte als Spiegel. Und vielleicht kann auch nur die Poesie diese tieferen Gedanken sichtbar machen.
„Vielleicht ist der Versuch, ein Stück zu schreiben, die lange Version einer Bedürfnisbefriedigung. Nämlich Gefühle begrifflich zu fassen. Was unmöglich ist. Aber gerade der Versuch kennzeichnet unser Sein.
Das Streben nach dem Unmöglichen lässt das Erreichbare groß werden. In dem Weg nach der Vollendung steckt das Leben wie in einem Tunnel. Wie breit oder eng dieser dunkle Gang ist, entscheidet das Maß an Mut, das wir aufbringen, Unmögliches zu verwirkli-chen. Im Vorgang des Schreibens tasten wir uns immer an unseren Kern heran, den wir nie sehen werden, aber immer suchen.
Den letzten Grund der Dinge zu finden hieße, die endlose Bewegung alles Seienden zu erstarren. Das ewige Gleiten in einen jähen Fall zu verwandeln.
Indem wir finden, was vorgeblich wie eine Antwort aussieht, so haben wir doch nur eine neue Frage aufgefunden. Und das ist es, was wir suchen sollten: neue Fragen.
Denn die Antworten von gestern sind die Fragen von heute.“ (Roland Reber, 1985)

Schreiben, um die Gedanken zu ordnen, schreiben, um herauszufinden, was man empfindet, schreiben, um sich ein Stück näher zu sein.
»Wenn ich schreibe, öffnen sich alle Zimmer, auch die mehrfach verschlossenen«, lässt er später den Schriftsteller in dem Spielfilm das zimmer sagen.
»Der Star des Filmes sind die Dialoge, die der Regisseur geschrieben hat. Seine Sätze sind ergreifend: ›Im Leben fühl’ ich mich oft wie ein leeres Blatt Papier oder wie ein Lied ohne Melodie‹ «, (Daily Bullet, Kairo International Filmfestival, 2002)
Reber ist sich und seiner Poesie in jeder Hinsicht stets treu geblieben, ein Agent Provocateur, der immer wieder die verkrusteten Sicht- und Denkweisen der Gesellschaft in Frage stellte und doch zum »KinoBuddha« avancierte, wie Hans Schifferle ihn in der Süddeutschen Zeitung beschrieb: »ganz GedankenKörperlichkeit mit einer Portion Selbstironie«.